Co-Abhängigkeit – Liebe mich, damit ich weiß, wer ich bin

Bestimmt hast du schon mal den Begriff Co-Abhängigkeit gegoogelt oder du beschäftigst dich schon länger mit dem Thema, weil du das Gefühl hast, dass du oder dein Partner davon betroffen sein könnte.

In dieser 3-teiligen Artikelserie wirst du erfahren, was Co-Abhängigkeit eigentlich ist, wer davon betroffen sein kann und welche Gründe dafür verantwortlich sein können, dass du in die Co-Abhängigkeit rutschen kannst. In den zwei folgenden Artikeln werden zwei vollkommen unterschiedliche Menschen ihre Geschichte erzählen und berichten, wie sie mit ihrer Co-Abhängigkeit umgehen und welche Rolle ihre Kindheit dabei gespielt hat.

Nehmen wir den Begriff Co-Abhängigkeit einmal auseinander. „Co“ ist eine Abkürzung mit englischen Wurzeln und steht für „Care of“, was so viel bedeutet wie bei, neben. Abhängigkeit wird in der Medizin als „unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand“ beschrieben. Leidet man unter Co-Abhängigkeit, ist man demnach von einem anderen Menschen abhängig, der einem etwas gibt, was man sich selbst nicht geben kann. Es kann der Partner sein, die eigenen Eltern oder auch jeder andere Mensch zu dem der Co-Abhängige eine besondere Bindung hat. Es ist Sucht nach Liebe und Beständigkeit. Lies zu diesem Thema auch unbedingt diesen Artikel: 10 Wahrheiten über Co-Abhängigkeit, die die meisten Menschen nicht wissen

Wenn das Umfeld von suchtkranken Menschen co-abhängig wird

Gibt man der Co-Abhängigkeit ein Gesicht, so kannst du dir z. B. eine Frau vorstellen, die nach Außen eine freundliche und fürsorgliche Ehefrau für ihren substanzabhängigen Ehemann abgibt. Sie allein ist es, die die Abhängigkeit (z. B. Alkoholismus) ihres Mannes kompensiert und in der Öffentlichkeit deckt und bagatellisiert. Damit unterstützt sie unbewusst seine Sucht. Aber auch ein 8- jähriges Kind, dass den Drogenkonsum seines Vaters kontrolliert und darauf achtet, dass sein Vater trotzdem pünktlich auf der Arbeit erscheint und die Wohnung putzt, weil der Vater es selbst nicht schafft, beweist, dass die Wurzeln der Co-Abhängigkeit bereits in der Kindheit entstehen.

Co-Abhängigkeit wächst, wird verstrickter und schmerzhafter. Am Anfang stehen die Sorge um den Partner oder Elternteil und der Glaube, dass es sich um eine vorübergehende Phase handelt. Schnell wird jedoch klar, dass es sich weder um eine Phase noch um eine kurzweilige Konsumlust handelt. Der Partner befindet sich in einer Abhängigkeit. Die Sucht des Partners streut sich wie ein bösartiger Tumor in das ganze Familiensystem.

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Co-Abhängigkeit betrifft fast jeden, der eine schwierige Kindheit hatte

Co-Abhängigkeit ist jedoch noch um einiges komplexer, als „nur“ ein Abhängiger von einem suchtkranken Menschen. Um Co-Abhängigkeit ganzheitlich und besser verstehen zu können, müssen wir in die früheste Kindheit zurückreisen. Kinder, deren Eltern unter einer Sucht oder an psychischen Erkrankungen leiden, entwickeln bereits co-abhängige Charakterzüge. Ebenso haben Kinder, die in dysfunktionalen Familien aufwachsen, ein hohes Risiko als Erwachsener ebenfalls in die Co-Abhängigkeit zu rutschen. Man kann in diesen Familien häufig einen Rollentausch beobachten. Die Kinder übernehmen schon früh die Verantwortung für ihre Eltern und werden in der Öffentlichkeit meist als verantwortungsbewusst und fürsorglich beschrieben. Da in den meisten Fällen niemand von den Zuständen Zuhause weiß, werden diese Kinder für ihr reifes Handeln und ihren ausgeprägten Menschenverstand gelobt. Dieses, meist nicht altersgerechte Verhalten, wird ihnen im Erwachsenenalter wahrscheinlich noch sehr schaden.

In einem schleichenden Prozess versucht der Co-Abhängige die Kontrolle über das Suchtverhalten seines Partners zu übernehmen. Der Alkohol wird weggeschüttet, oder die Taschen nach Drogen durchsucht. Im Kopf dreht sich alles um die Sucht des Partners. In der Öffentlichkeit spielt der Co-Abhängige eine Rolle. Er zeigt eine heile Welt und ist Meister der Vertuschung. Ebenso sind viele, der heute Co-Abhängigen in Familien aufgewachsen, bei denen ein oder beide Eltern an einer psychischen Störung z. B. einer Depression erkrankt waren. Aufgrund der emotionalen Wunden, die sie in ihrer Vergangenheit erlitten haben, konnten die Kinder kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln und entwickelten negative Glaubenssätze über sich selbst. „Ich bin nicht gut genug“, dieser Glaubenssatz existiert in vielen Köpfen von Menschen mit wenig Selbstwertgefühl und mangelnder Selbstliebe.

Co-Abhängigkeit – die ewige Suche nach Liebe und Anerkennung

Ein Großteil der Menschen die als Erwachsener in die Co-Abhängigkeit geraten sind berichten, dass ihre Kindheit aus emotionaler Vernachlässigung und Missachtung der eigenen Bedürfnisse bestand. Meist waren die Eltern substanzabhängig und konnten sich deshalb nicht in dem Rahmen um ihre Kinder kümmern, wie sie es abseits ihrer Suchterkrankung gern getan hätten.

Ein co-abhängiger Mensch hält selbst nicht viel von sich, traut sich nur wenig zu und kann an sich selbst wenig Liebenswertes entdecken. Da es in der menschlichen Natur liegt Liebe zu empfinden, welche er sich selbst jedoch nicht geben kann, sucht er diese Liebe deshalb in einem anderen Menschen. Ohne die Liebe und Bestätigung des anderen kann sich ein Co-Abhängiger selbst nicht positiv spüren. Wenn der Partner nicht anwesend ist, überwiegen Angst, Eifersucht und das Gefühl von Kontrollverlust.

Den eigenen Bedürfnissen wird der Co-Abhängige nur in sehr geringem Maße gerecht. Er drängt diese in den Hintergrund und stellt sich selbst an zweiter Stelle. Die Hauptrolle im Leben eines Co-Abhängigen spielt nie er selbst, sondern immer der Mensch, in dem der Co-Abhängige sein Glück zu finden versucht.

Eine solche Beziehung wird nie auf bedingungsloser Liebe und absolutem Vertrauen basieren, denn der co-abhängige Partner wird sich nicht trauen, er selbst zu sein. Er versetzt sich selbst immer in die Zwangslage, seinen Partner gefallen zu müssen, um Anerkennung von ihm zu ernten. Denn nur, wenn er „Lob und Anerkennung“ bekommt, weiß er, dass er gut und liebenswert ist.

Nachdem du nun in diesem Teil der Artikelserie viel theoretisches Wissen über Co-Abhängigkeit erlangt hast, werden die nächsten beiden Teile sehr persönlich. Im zweiten Teil wirst du Becca und ihre Geschichte kennenlernen. Du wirst erfahren, was Adoption und Co-Abhängigkeit hier miteinander zu tun haben und was ihr helfen könnte, damit ihre Vergangenheit nicht ihre Zukunft bestimmt.

Im dritten Teil lernst du Laura kennen. Sie ist seit kurzem verheiratet und die Ehe scheint wie aus einem Bilderbuch vorgelesen. Warum sich Laura trotzdem als co-abhängig bezeichnet und wie sich das in ihrem Leben äußert, wirst du in ihrer Geschichte erfahren.

Artikel written by wonderful Susi <3

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4 Gedanken zu „Warum du in einer co-abhängigen Beziehung statt in einer erfüllten Partnerschaft lebst (Teil 1)“

  1. Ein wirklich teuer Beitrag, wo du uns sehr schön erklärt hast was eine Co-Abhängigkeit ist. Wie man heute von Sie betroffen wird und welche Gründe dafür verantwortlich sind. Habe eurem Beitrag sehr schön und vorsichtig gelesen. Und muss jetzt sagen, das ich mich sehr freue auf dem zweiten und dritten Teil.

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