Immer wieder stelle ich fest, dass es im Leben nur um eine einzige Entscheidung geht die wir einmal ganz klar und bewusst, aber auch jeden Tag immer wieder aufs Neue treffen. Es klingt so simple und doch ist es für Menschen aus alkoholkranken Familien eine der schwersten Entscheidungen des Lebens: „Ich möchte glücklich sein.“ Welcher Mensch möchte nicht glücklich sein, fragst du dich jetzt vielleicht. Aber für erwachsene Kinder alkoholkranker Eltern bedeutet das in erster Linie, sich selbst die Erlaubnis für ein glückliches Leben zu erteilen. Und das erfordert viel Eigenverantwortung, Mut und Durchhaltevermögen.

Denn das heißt, dass wir uns das was in der Kindheit passiert ist wirklich einmal vor Augen führen müssen. Es bedeutet, dass wir uns dazu bereit erklären, die daraus entstanden Wunden in uns zu heilen, zu wachsen und unsere Persönlichkeit zu entwickeln. Und ja, das ist alles aus eigener Kraft möglich – denn wir Menschen haben so viel Power in uns, dass wir uns alles im Leben erschaffen können, was wir wollen. Auch ein glückliches Leben. Susi ist ein gutes Beispiel dafür. Sie ist mit einer alkoholkranken Mutter groß geworden und möchte dich in diesem Artikel auf ihre eigene Reise der Selbstheilung mitnehmen. Dir zeigen, wie sie es geschafft hat wahre Stärke aus der Krankheit ihrer Mutter zu ziehen und tiefes Selbstvertrauen zu entwickeln. Es ist eine sehr berührende Story und ich bin sehr dankbar, dass Susi ihre Geschichte mit uns teilt. Wir alle schreiben zwar unterschiedliche Geschichten, aber wir sind nicht alleine damit. Und auch ich darf feststellen, dass ich mit all den Herausforderungen des Lebens nicht alleine bin. Aber lies selbst:

Ich begrüße dich ganz herzlich und freue mich, dass du da bist. Mein Name ist Susi (33J) und ich habe eine Schwester, mit der ich bis heute eine besondere Bindung habe, weil wir seit unserer Kindheit gemeinsam durch alle Niederlagen des Lebens gehen. Ich bin gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin, lebe und arbeite jedoch seit drei Jahren gemeinsam mit meinem wundervollen Ehemann, unseren beiden Kindern und unserer Hündin auf einem Binnenschiff.

Mein Leben wirkt von außen nahezu perfekt. Doch ich trage tiefe seelische Wunden in mir. Ich bin Tochter einer alkoholkranken Mutter. Diese Tatsache habe ich aber über 30 Jahre verdrängt. Schon immer habe ich offen über ihr Trinkproblem gesprochen, meine Gefühle dabei aber völlig in den Hintergrund gestellt. Habe darüber geredet, als wäre es der Wetterbericht, weil ich Angst hatte, meine wahren Gefühle zu zeigen. Ich wollte niemals Mitleid oder Mitgefühl bei anderen erregen.

Mein persönlicher Wendepunkt des Lebens kam, als ich meinen Mann kennen lernte. Ich nenne ihn meinen Seelenverwandten – er fühlt, was ich fühle. Was bedeutet, dass ich mich also nicht länger verstecken konnte. Jeder der mich kennt, kann bestätigen, dass ich vor dieser Zeit ein regelrechter „Eisklumpen“ war. Ich zeigte nie Emotionen. Weinte nur heimlich, wenn ich allein war. Und hatte ein Herz aus Stein. Doch all das, war nur die Susi, die ich vorgab zu sein, damit niemand sieht, wie sehr ich wirklich leide. Ich begann mein Leben zu reflektieren und meine „Macken“ zu hinterfragen. Klar, sie waren immer präsent, doch ich dachte eben, dass ich halt einfach so bin. Grundsätzlich ein guter Gedanke – sich so anzunehmen, wie man ist. Doch mir ging es sehr schlecht damit.

Ich habe mich nie für besonders toll gehalten. Ich beobachte sehr viel und achte auf andere Menschen. Klar, die haben immer alles besser gemacht als ich. Und heute weiß ich, dass es mir gewaltig an Selbstvertrauen fehlte. Mittlerweile sind drei Jahre seit meiner Transformation vergangen und in meinem Inneren hat sich dadurch viel verändert. Ich bin nicht mehr die kleine Teenagerin, die schweigend in der Ecke des Schulhofs steht und hofft, dass sie niemand auf ihre zotteligen Haare und ihre ausdruckslose Mimik anspricht. Diese Zeit, war die Zeit als ich zum ersten Mal spürte, dass ich irgendwie anders war, als die anderen.

Fokus auf das Gute im Leben

Heute bin ich eine emotional starke Frau, die weiß, woher ihre Verhaltensweisen kommen und wie sie damit umzugehen hat. Ich ziehe meine Kraft aus der Alkoholsucht meiner Mutter. Ein Satz, der im ersten Moment sehr makaber klingt. Allerdings nehme ich es als eine besondere Aufgabe an, mit einer derart schweren Situation umzugehen. Meine mentale Stärke wächst mit jeder schmerzvollen Situation. Das Leben besteht aus vielen Höhen und Tiefen und davon bleibt niemand verschont. Doch ich weiß auch, dass das Aufwachsen in einer suchtbelasteten Familie bzw. das Zusammenleben mit einem suchtkranken Menschen eine schwere Herausforderung darstellt, die im späteren Leben noch einige Hindernisse mit sich bringen wird. Und genau dieses Wissen mache ich mir zum Vorteil.

Sobald ich merke, dass ich in einer für mich schwierigen Situation stecke, nehme ich mir einen Moment der Ruhe, ich setze mich und schließe die Augen. Ich rufe mir ins Gedächtnis, dass ich schon so viel erreicht habe in meinem Leben. Dabei kann ich spüren, wie ich meine innere Kraft aktiviere. Ich führe mir vor Augen, dass ich auch in dieser Situation nichts verlieren kann –  im Gegenteil, ich erlange eine Erfahrung mehr, die mir in der nächsten Krise helfen wird. Ich sehe die Dinge jetzt nicht mehr nur schwarz, sondern halte mir vor Augen, dass in jedem negativen Ereignis auch immer etwas Gutes steckt. Ich habe dadurch erlernt, auf die guten Dinge im Leben zu achten und nicht mehr nur das schlechte in einer besonders herausfordernden Zeit zu suchen.

Noch vor genau drei Jahren glaubte ich nicht, dass es ein „für immer“ gibt. Für mich war alles vergänglich. Ich sah, wie die Männer in unserem Haus ein und aus gingen, viele kamen nie wieder. Ich bekam die Liebe meiner Mutter zu spüren, die dann im nächsten Vollrausch wieder in emotionale Gewalt umschlug. Ich habe nie gelernt zu vertrauen. Mir wurde, wenn auch unbewusst suggeriert, dass jeder Mensch ersetzbar ist.

Lange Zeit glaubte ich selbst nicht daran, dass mein Mann für immer mit mir zusammenbleiben möchte. Und selbst sein Heiratsantrag änderte nichts an meinem Denken.  Ich vertraute ihm nicht – wie auch? Ich wusste ja nicht einmal, wie sich das anfühlt. Das ging so weit, dass ich das Wort Vertrauen googelte und versuchte es so zu erlernen.

Eine bewusste Entscheidung ändert alles

Dass das nicht geklappt hat, kannst du dir sicher denken. Ich zog jahrelang einen grauen Schleier durch meine Beziehungen, in denen das Vertrauen meinerseits fehlte. Misstrauen, Wut und Eifersucht waren meine ständigen Begleiter. Ich ging immer vom Schlimmsten aus. Mein Partner würde mich betrügen, sobald sich ihm die Möglichkeit bieten würde, so mein Denken. Und so kreisten diese Gedanken Tag ein, Tag aus in meinem Kopf. Ich sah ihn und die andere Frau zusammen. All das passierte zwar nur in meinem Kopf, aber die negativen Gefühle, die damit einhergingen, waren trotzdem da.

Auch wenn ich mir nie etwas anmerken ließ, übermittelte ich unterbewusst jedoch immer die dazu passende Botschaft: “Ich vertraue dir nicht”. Es vergingen viele Jahre voller toxischer Beziehungen. Vor einiger Zeit kam ich dann an einem Punkt an, an dem ich merkte, dass ich selbst nicht mehr kann und ich mir mit meinem eigenen Verhalten schade. Der Schlüssel liegt im eigenen Glück – das weiß ich heute. Es gibt dieses Sprichwort: „Du erntest was du sähst.“ Bin ich unglücklich und unzufrieden mit mir selbst, so spiegelt sich das in meinem Gegenüber wider.

Seit ich mich ganz bewusst dafür entschieden habe glücklich zu sein und aktiv Zeit für mich einplane, verbringe ich weniger damit, mir Gedanken darüber zu machen wie mein Partner mich betrügt. Ich habe gelernt meine Bedürfnisse nicht mehr in den Hintergrund zu stellen. Ich gönne mir jeden Tag Zeit für mich. Egal wie voll mein Terminkalender auch sein mag. Ich genieße bewusst meine Tasse Kaffee am Morgen, ich nehme ganz bewusst ein heißes Bad, ich gehe in die Natur, lausche dort den Vögeln und verliere mich im Rauschen der Baumkronen. Ich träume von früheren Zeiten als ich ein Kind war und davon, wie ich durch den Wald gerannt bin und nichts anderes gegenwärtig war, als der Wald und ich. Auch treffe ich mich gern allein mit einer Freundin und genieße das Frau sein, in dem ich mich schön kleide oder mich pflege. Klar, all das sind nur Äußerlichkeiten, doch sie haben eine große Wirkung. Und mit der Zeit habe ich für mich selbst feststellen können, dass ich ja doch ein ganz toller Mensch bin mit ungeahnten Fähigkeiten, sich selbst heilen zu können.

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Negative Glaubenssätze lassen sich lösen

Bestimmt hast du auch schon mal diesen furchtbaren Schmerz, diesen Stich ins Herz gespürt, dieses Gefühl, vollendend versagt zu haben, auf ganzer Linie ein Loser zu sein. Und das alles nur, weil du etwas nicht so gemacht hast, wie andere Menschen es gerne hätten. Vielleicht hast du Kritik von deinem Chef bekommen, oder du hast eine kleine Auseinandersetzung mit deinem Partner/in gehabt. Vielleicht warst du neu in deinem Job und hast dir so viel Mühe gegeben, um deinem Vorgesetzten zu zeigen, wie besonders du bist um dich selbst überhaupt positiv wahrnehmen zu können. Doch dann kam das Mitarbeitergespräch und das Lob blieb aus. Ich weiß genau wie sich das anfühlt. Ich wollte alles hinschmeißen und habe mich den ganzen Tag mit negativen Gedanken bestraft. Hielt mich für unfähig und dumm. Danke, ich sei einfach nicht gemacht für so einen anspruchsvollen Job.

Das einzige was mir half, war den Glaubenssatz “Du bist nicht gut genug” aus meinem Hirn zu verbannen. Keine leichte Angelegenheit, wenn dieser über 30 Jahre existierte. Die Lösung lag in mir selbst und ich allein hatte die Kraft, etwas zu ändern. Den ersten Schritt wurde bereits getan, bevor ich selbst davon wusste. Ich habe begonnen, mich ernst zu nehmen. Darauf zu achten, was mir wichtig ist. Ich schaue weniger auf das, was andere Menschen besser können als ich, sondern ich achte darauf, was ICH besser kann als jemand anders. Ich strahle zum Beispiel innere Ruhe aus oder kann mich gut in Texten ausdrücken. Und die Liste lässt sich noch fortführen. Heute gehe ich offen mit gerechtfertigter Kritik um und bedanke mich sogar dafür. Ich möchte dir dabei eine Sache ganz besonders auf den Weg geben: Sei dir bewusst, dass es nicht schlecht ist, wenn du Kritik bekommst. Das worum es geht ist eben nur anders, als das was dein Gegenüber von dir erwartet. Und wer muss schon all die Erwartungen, die andere an uns haben, erfüllen? Es sind die Erwartungen anderer und nicht unbedingt deine eigenen.

Hast du dich auch schon mal dabei erwischt, wie du die leeren Alkoholflaschen heimlich entsorgt hast, damit die Nachbarn nichts merken, oder hast die vollen Flaschen zur Hälfte geleert und mit Wasser aufgefüllt um den Konsum etwas unter Kontrolle zu haben? Situationen und Menschen kontrollieren wollen – eines meiner treuesten Begleiter. Weil ich es gewohnt war. Jahrelang habe ich mich um meine Mutter gekümmert, als hätten wir die Rollen getauscht. Bin nachts aufgestanden um ihre Atmung zu kontrollieren und habe sie zugedeckt, auch wenn sie wieder volltrunken auf dem Boden lag. Ich habe ihr liebevoll ein Kissen unter ihren Kopf geschoben und ihr ein Glas Wasser daneben gestellt. Den Eimer, welcher neben ihrer schwarzen Ledercouch stand und voll mit Erbrochenem war habe ich geleert und ausgewaschen. Danach bin ich zur Schule gegangen.

Co-Abhängigkeit ist wie Borderline

Als ich dann erwachsen war, zog sich dieses Verhalten weiter durch mein Leben. Immer wieder habe ich mich selbst dabei erwischt, das Verhalten meiner Mitmenschen zu rechtfertigen, habe mich für ihr Verhalten entschuldigt und deren Konsequenzen auf mich genommen. Ich habe mich selbst schuldig gesprochen und mich wieder mit einem schlechten Gefühl bestraft. Ich neigte immer dazu zu gutgläubig zu sein, obwohl ich längst die Wahrheit kannte. Als Kind und Jugendliche war das für mich normal und ich habe es nicht hinterfragt. Als Erwachsene hingegen habe ich erkannt, dass ich co- abhängig bin. Ich habe es gespürt, weil mein Verhalten völlig gegen meine innere Stimme gearbeitet hat. Ich habe einem Menschen Glauben geschenkt, ihn gerechtfertigt und vor anderen gerechtfertigt obwohl ich wusste, dass er sein Versprechen nicht halten wird. Ich habe für mein Verhalten eine recht treffende Bezeichnung gefunden. “Emotionale Borderline-Verhaltensweise“. Borderline zeichnet sich meist durch selbstverletzendes Verhalten aufgrund nicht kompensierbaren seelischen Schmerzes aus. Kontrollwahn ist im Grunde genommen ähnlich, denn jede Kontrolle und jedes hinterher schnüffeln hat nur noch mehr Schmerz und Wut in mir ausgelöst.

Heute achte ich auf meine innere Stimme und schenke ihr Beachtung. Ich weiß, dass ich andere Menschen durchaus kontrollieren kann. Doch ich stelle mir dann eine für mich sehr wichtige Frage. “Bringt mich mein Kontrollwahn in diesem Moment weiter, oder schade ich mir gerade damit?” In den meisten Fällen kann ich mir diese Frage selbst beantworten und weiß, dass ich nicht nur anderen sondern auch mir selbst damit schade. Dies hilft mir bei der Entscheidungsfindung, ob diese Situation meine Beachtung verdient hat, was meist nicht der Fall ist. Dies sind nur ein paar der Dinge, die mir geholfen haben glücklich zu werden und ich freue mich, noch mehr davon mit dir hier auf diesem Blog zu teilen.

Liebe Grüße, deine Susi

Hast du Fragen an Susi? Dann hinterlasse gerne deinen Kommentar unter diesem Beitrag. Du möchtest mehr von Susi lesen? Dann schau doch gerne mal auf ihrem Blog meinemamatrinkt vorbei, wo sie noch mehr ihrer Erfahrungen und Erkenntnisse über Alkoholismus und Co-Abhängigkeit teilt.

With love, Mel

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2 Gedanken zu „Meine Mama trinkt – Wie ich aus der Alkoholsucht meiner Mutter Kraft schöpfte“

  1. Hallo Susi,

    Danke für das Teilen deiner Geschichte. Ich bin in ähnlichen Verhältnissen aufgewachsen und finde auch gerade den Vergleich zu Borderline sehr passend! Ich frage mich, wie dein Heilungsweg konkret ausgesehen hat. Warst du in Therapie? Im Artikel klingt es ein bisschen nach Spontanheilung, so als seist du morgens aufgewacht und hast auf einmal gemerkt, dass dir dein eigenes Verhalten schadet und es seither anders gemacht hast. Das klingt für mich ein bisschen unrealistisch. Daher meine Frage: wie ist das konkret passiert, wie bringt man sich etwas bei was man selbst nie gelernt hat? War dein Partner der Auslöser (schöne Sache, aber den kann ich mir ja nicht hrrbeizaubern) oder das Ergebnis dieser Wandlung? Wenn letzteres der Fall war, was war dann der Auslöser? Gab es Rückschläge? Wie hast du die überwunden? Hast du heute Kontakt zu deiner Mutter? Wenn ja, wie ist euer Verhältnis? Danke und Gruß, M.

    Antworten
    • Weitergeleitete Antwort von Susi:

      Hallo, erst einmal vielen Dank für dein Kommentar. Was meine Heilung betrifft, bin ich natürlich nicht von heute auf morgen aufgewacht und es hat klick gemacht. Es war ein sehr langer Prozess. Mit ca. 25 Jahren habe ich intensiv gespürt, dass ich anders war, als ich vorgab zu sein. Introvertiert, ständig in Gedanken was die anderen von mir halten, sollte immer alles richtig machen, konnte fremden Menschen nicht in die Augen schauen, brach innerlich zusammen wenn ich Kritik erhielt uvm. Ich habe begonnen zu recherchieren, habe Dokus gesehen über erwachsende Kinder von Alkoholikern und unzählige Artikel gelesen. Ich habe immer das Gefühl gehabt, der Artikel handelt von mir . So begann der Prozess des Erkennens in mir zu brodeln. Ich habe verstanden, dass ich so bin wie ich bin, weil ich so aufgewachsen bin. Ein paar Jahre später habe ich ein Fernstudium im Bereich psychologische Beratung begonnen, weil ich das Gefühl hatte, es könnte mir helfen. Nun wusste ich theoretisch, was ich tun könnte um meine Verhaltensweisen zu hinterfragen und umzuprogrammieren. Mein persönlicher Hammerwendepunkt kam, als ich meinen Mann kennen lernte. Ich habe sofort eine Bindung zu ihm gespürt, die ich bei niemandem anderen spürte. Ich glaube an Seelenverwandtschaft und Schicksal und glaube daran, dass er in mein Leben treten sollte. Im Laufe unserer Beziehung hatte ich immer mehr das Gefühl, dass er meine Fassade zum bröckeln gebracht hat. Er schaute mir in die Augen und sah in mir immer das, was ich fühlte und nicht das, was ich nach außen hin zeigte. Er hat mich innerlich gebrochen ohne dass er irgentwas dazu beitrug. Das war ebenfalls eine schwere Zeit für mich, da ich plötzlich nicht mehr wusste, wer ich eigentlich bin. Plötzlich erkannte ich diese Frau im Spiegel nicht mehr. Eine emotionale Wunde in mir blutete. Mir ging es so schlecht, dass ich wusste, dass dies der Punkt ist, da anzuknüpfen und mein neues ich zu kreeeiren. Denn zu dem alten hatte ich keinen Zugriff mehr. Ich bin immer noch nicht da angekommen wo ich sein möchte, das werde ich wahrscheinlich nie, weil ich meine Ziele immer erweitere und mittlerweile spüre ich soviel stolz auf mich selbst und auf mein Leben, dass ich das an andere Menschen weiter geben möchte. Rückschläge gibt es heute auch noch zu genüge, das darf auch passieren, denn ich bin ein Mensch. Menschen haben Gefühle und diese sind bei weitem nicht immer positiv. Mein Verhältnis zu meiner Mutter heute würde ich als kalt bezeichnen. Ich habe aufgegeben ihr zu helfen, ich akzeptiere ihren willen, auch wenn dies bedeutet, dass der Alkohol das Einzige ist, was sie möchte. Ich habe Abstand zu ihr genommen. 2 bis 3 mal im Jahr telefonieren wir, doch auch dann ist sie immer betrunken oder gerade wiedermal im kalten Entzug. Ich spüre keine tiefe Bindung zu ihr und trotzdem ist sie meine Mutter.
      Denn Ich verzeihe ich ihr alles. Ich gebe ihr für nichts die schuld. Als geheilt betrachte ich mich lange nicht, doch ich glaube an mich selbst und an die Kraft der Selbstheilung. ❤ Ich hoffe ich konnte dir all deine Fragen beantworten. Liebe Grüße, Susi

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